DIE LÖCHER IN DEN BERGEN, Emanuel Geisser, 2008

Die Löcher in den Bergen, das Verhältnis des Menschen zur Natur, die Sichtbarmachung des Geheimnisvollen, die Suche nach dem Antrieb und dem Geheimnis der Welt. Das Rätselhafte begehrbar und manchmal auch begehbar machen, damit beschäftigt sich meine künstlerische Tätigkeit.

Meine Rauminstallationen, Filme und Collagen erzählen von den Zuständen dieser Forschung. In brüchigen Weltkonstrukten verbinden sie das Vermessen der Landschaft mit der seismografischen Wachheit von Tieren zum Zusammenspiel von Wissenschaft und Wunder. Dabei geht es auch um die Selbstwahrnehmung und Selbsterfahrung des Betrachters und gleichzeitig um den Zusammenhang zwischen Aesthetik und Erkenntnis, beziehungsweise um den Einfluss der sinnlichen Erfahrung auf die subjektiven Vorstellungen von Welt.

Scheinwerfer und Spiegel, Fernrohre, Stratosphärenballone und unkonventionelle Messsysteme bilden die Forschungsapparaturen in meinen räumlichen Anordnungen, verbinden sich mit Zeichnungen auf Böden und Wänden, Landkarten und eigentümlichen Objekten zu alchemistischen, ihren eigenen Gesetzen gehorchenden Gleichungen. Versatzstücke und Referenzen aus der Geschichte und Zitate aus Film und Literatur verweben sich mit persönlicher Mythologie zu alternativen Weltmodellen und erzählen von Expeditionen in search of the miraculous.

In erfundenen und konstruierten, gefundenen und assoziativen Landschaften laufen die Fäden zusammen, an Orten, an denen die Gesetze der Geografie in Frage gestellt sind, wo man Norden von hinten sieht. In Räumen, geschichtet aus einer Vielzahl von Materialebenen, entstehen Parallelwelten, wo das Loch im Berg, das Loch im Bild oder der Lichtreflex auf die nächste Ebene verweist und dabei das Geheimnis, oder den Weg dorthin, manifestiert und gleichzeitig verdeckt. Es brodelt gewaltig in dieser fragilen Natur und es bleibt unklar, ob die Ergebnisse meiner Forschung wissenschaftlich die Wirklichkeit abbilden, oder ob sie letztlich selber die Natur aus dem Gleichgewicht bringen.

In meiner Kunst verweben sich Installation, Collage und Videofilm auf erzählerischer Ebene zu einem umfassenden Kosmos. Manche der Collagen und Videos sind zwar Teil einer Rauminstallation, meistens aber erachte ich die einzelnen Arbeiten als eigenständig. Die zwei- und dreidimensionalen Gebilde und die Videofilme sind konzeptionell unabhängig, beziehen sich jedoch inhaltlich aufeinander. Gemeinsam ist den Arbeiten ihre Zusammensetzung aus Versatzstücken verschiedener Materialquellen, einem Sammelsurium geschichteter und ineinander verschachtelter Elemente und Referenzen. Selber gefilmte Szenen, Found Footage, Blue-Box-Technik und Still Images verdichten sich zu animierten Video-Collagen, deren Geschichten sich in der intimen absurdität von Endlosschlaufen abspielen.