EMANUEL GEISSER, Ursula Badrutt–Schoch, 2008

Emanuel Geisser erhält einen Werkbeitrag der Ausserrhodischen Kulturstiftung für seine überzeugend weiterentwickelte Sichtbarmachung des Geheimnisvollen und für die Pflege der Ahnung. In seinen filmischen, fotografischen, installativen Arbeiten macht er das Rätselhafte begehrbar und manchmal auch begehbar. Er verbindet das Vermessen der Landschaft und die seismographische Wachheit von Tieren zum zauberhaften Zusammenspiel von Wissenschaft und Wunder.

Emanuel Geisser ist der Ausserrhodischen Kulturstiftung kein Unbekannter. Er erhält zum dritten (und damit letzten mal) einen Werkbeitrag nach 2000 und 2004.

Diese Kontinuität macht durchaus Sinn. War es 2000 noch ein Mutmacher für einen Künstler, der soeben die Ausbildung in Genf abgeschlossen und in Hamburg an der Hochschule für bildende Künste ein weiteres Studium angefangen hatte, geht es jetzt um eine Anerkennung der Kraft in der Arbeit von Emanuel Geisser, die sich zunehmend in erzählerische Ebenen erstreckt. Bekannt geworden ist Emanuel Geisser mit seinen eigentümlich anmutenden, kurzen Filmschlaufen in futuristischen Bergbahnen durch Löcher und über Gletscher, oder Autorallyes über appenzellische Alpweiden. Dazu kommen Rauminstallationen, die nicht weniger eigentümlich sind. Oft aus brüchigem Styropor gebaut sind sie begehbare Zauberstücke. Oder besser Verzauberstücke. Denn wer sich auf die Arbeiten von Emanuel Geisser einlässt, wird verzaubert.

Ein kleines Beispiel aus der Praxis: Eine kritische, aber sehr interessierte Besucherein der Ausstellungen von „För Hitz ond Brand“ hatte sich auch den Film „The edge of the forest“ angeschaut, der in Stein im Museum gezeigt wurde. Und hat für den Moment sämtliche Fragezeichen, die sie hinter die zeitgenössische Kunst gesetzt hat, weggewischt. Sie war wie verzaubert. Nämlich berührt von dem, was sie gesehen hat, von dem Geheimnis, das Emanuel Geisser in Bilder und Geschichten zu wickeln weiss. Denn sie hat verstanden, was der Künstler erzählt, nämlich dass nicht alles verstanden werden kann und muss. Dass alle Messinstrumente, Patroullieneinsätze, Forschungsstationen der Welt nicht ausreichen, um das Geheimnis der Welt zu ergründen. Und dass wir uns auch grössere Ohren und Fühler oder sonst etwas Tierisches wünschen können anstelle von zunehmender technischer Perfektion und Tempo.